…eine Gruppe von Menschen mit verbindenden gemeinsamen Ansichten oder Interessen definiert der Duden als Netzwerk. Private Akteure, die kooperieren und Ressourcen austauschen, sind die Netzwerker. Sie organisieren sich zum rein inhaltlichen Austausch, zum Tausch von materiellen Gütern oder Arbeiten, als Empfehlungskreis – in ganz offener Form oder klar strukturiert.
Von einem schwachen Verb spricht der Duden. Ich bin anderer Meinung. Die Systemtheorie bezeichnet mit Netzwerk eine Menge miteinander verbundener, autonomer Objekte, die ein gesamtes System bilden. Öffentlich-private Kooperationen bilden die Sub-Systeme, die auch dann greifen, wenn andere, übergeordnete Systeme versagen. Im Zeitalter der virtuellen globalen Vernetztheit ist es das Internet mit seinen Foren, das den Akteuren das Schaffen neuer Strukturen jenseits physischer und politischer Grenzen ermöglicht. Welche Kraft solche Netze entwickeln können, zeigte sich im Arabischen Frühling. Über das Internet wurden nicht nur Proteste organisiert, ihnen wurde in gewisser Weise auch der Boden bereitet, indem Informationen verbreitet wurden, während die Regime Informationen verknappten.
Neben dieser wichtigen Rolle der Vernetzung für politische Partizipation zeigt sich auch im Kleineren, Regionalen der Stellenwert des Austauschs. Die Akteure eines Netzwerkes tauschen Ressourcen. Auf dieser Ebene drückt sich der aktuelle Zeitgeist aus, der Trend zu einem veränderten Konsumverhalten etwa. Menschen organisieren sich, um materielle Güter zu teilen oder zu tauschen: von der Kleidung bis hin zu Fahrrädern und Autos. Teilen, teilhaben, tauschen, regional verbinden – Netzwerke greifen in verschiedenen Bereichen des Alltags. Auch beruflich werden sie immer wichtiger. Vom Austausch beim Unternehmer-Treffen über Intervision innerhalb der Berufsgruppe bis hin zum organisierten Empfehlungsmarketing. Netzwerke schaffen Synergieeffekte für das eigene Arbeiten, für das gemeinsame Sich-Verorten und auch für die Kunden. Die wichtige Ressource, die Netzwerke zu einer entscheidenden Größe adelt, ist hier die Vernetztheit selbst. Die eingebrachten Kontakte bilden das Kapital.
Grundlegend für das Greifen solcher Tauschkonzepte ist das initiale Äußern möglichst konkreter Bedürfnisse oder konkreter Profile. Meinem Gegenüber soll sich erschließen, auf welche Weise er selbst mir behilflich sein, inwieweit er mein Anliegen weitertragen kann und an wen er sich damit am sinnvollsten richtet. Erst dann profitiere ich von den Netzwerk-Strukturen meines Gegenübers und verschaffe meinem Ansinnen eine hohe Reichweite. Klare Kommunikation steht also am Anfang des Nutzens von Netzwerken – sei es im Kleinen oder im Großen, im Organisieren neuer Strukturen.