Bundesweit suchen Unternehmen nach Konzepten gegen den anhaltenden Fach- und Führungskräftemangel. Ein wichtiger, bisher aber unzureichend genutzter Lösungsansatz ist „Führung in reduzierter Arbeitszeit“ (FIRA). Das hat eine wissenschaftliche Analyse ergeben, die Wirtschaftspsychologen der Universität Trier in Zusammenarbeit mit dem Institut für Personalauswahl Moldzio & Partner durchgeführt haben. Die Studie belegt einen großen Bedarf an FIRA und das hohe Potenzial dieses Instruments. „FIRA kann Nutzen sowohl für Führungskräfte und Mitarbeiter als auch für das Unternehmen generieren“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Thomas Ellwart.
Laut den Forschungsergebnissen kann FIRA nicht nur dazu beitragen, Beruf und Familie in verschiedenen Lebensphasen besser zu vereinbaren, sondern darüber hinaus den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen und die Gesundheit der Führungskräfte zu fördern. Trotz des großen Bedarfs und der großen Chancen von FIRA wird dieses Instrument der Personalarbeit in Unternehmen und Behörden bislang kaum genutzt.
In einer Befragung haben die Wissenschaftler der Universität Trier herausgefunden, dass die Vorbehalte und Befürchtungen gegenüber FIRA bei den Personen hoch waren, die bislang keine Erfahrungen damit gesammelt haben. Befragte mit FIRA-Erfahrung sehen dagegen offenbar keine Risiken. Entsprechend wichtig ist es, eine FIRA-Einführung gut zu planen und im Vorfeld im Unternehmen Akzeptanz für das Modell zu schaffen. Transparent und strukturiert eingeführt wird FIRA zum Baustein einer lebensphasenorientierten Personalentwicklung.
Der aktuelle Wandel der Arbeitswelt durch Digitalisierung sowie geänderte Ansprüche und anderes Selbstverständnis der jüngeren Generation erfordern ein Gesamtkonzept der Personalentwicklung und Unternehmenskultur, das den Einzelnen stärker berücksichtigt und Freiheiten in Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung zulässt. Die Bedingungen von Führung spielen eine zunehmend große Rolle – Führen auf Distanz, Führen interkultureller und internationaler, virtueller Teams und eben auch Führen in reduzierter Arbeitszeit sind die Gestaltungsherausforderungen, denen Unternehmen sich jetzt stellen sollten. Wer sich frühzeitig öffnet und seine Führungskräfte entsprechend schult, wer den Trend also mitgestaltet, profitiert nicht nur von einer professionellen Führung sondern auch von einem Wettbewerbsvorteil.