Krisen sind Teil der Entwicklungszyklen – im privaten Bereich, in der Zusammenarbeit, auf nationaler und internationaler Ebene ebenso wie im Unternehmen. Laut Duden bezeichnet die Krise eine schwierige Lage, Situation oder Zeit, die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt. Ein Moment also, in dem diese Entwicklung sich zeigt und neue Entscheidungen die Wende einläuten können. Als weitere Bedeutung steht die Krise für eine Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins. Die aktuelle Situation scheint beide Ebenen zu bergen. Ein noch nicht erforschter Krankheitserreger bedroht die Gesundheit, die Reaktionen zur Eindämmung und ihre Konsequenzen bedrohen die bestehenden Systeme insbesondere der Wirtschaft. Gleichzeitig wird deutlich, wie gewisse politische Entscheidungen, das wachsende System globaler Abhängigkeiten ihre Spuren hinterlassen haben.
Unsicherheit ist spürbar und greifbar in dieser Situation. Wir beobachten Politiker ebenso wie Unternehmer beim Abwägen errechneter Szenarien, Prüfen verfügbarer Informationen, dem Ringen mit und Treffen von Entscheidungen. Ob die Entscheidungen einem kritischen Rückblick standhalten werden, ist ungewiss. Es gilt sie permanent zu prüfen angesichts der dann sich zeigenden Entwicklung. Dem Entscheiden ist also die Vorläufigkeit eingeschrieben. Ist das eine Ausnahmesituation?
Unternehmen sehen sich schon lange einer wachsenden Unsicherheit ausgesetzt. Mit der digitalen Transformation, der Fokussierung auf individuelle Kundenwünsche und den immer komplexeren Aufgaben stehen selbst Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen infrage. Der Wandel hat sich verstetigt und lässt sich nicht mehr in zeitlich begrenzten Change-Projekten fassen. Um am Markt bestehen zu können, gilt es, Gewohntes in Frage zu stellen, zu verändern, sich mit dem Improvisieren anzufreunden und Entscheidungen neu zu treffen.
Derzeit wird sichtbar, wie wichtig es ist, angesichts der Unsicherheit, der Krise entscheidungsfähig zu bleiben und wie sehr diese Entscheidungen für den Moment getroffen werden. Garantien einzufordern oder auszusprechen hieße die Unsicherheit zu leugnen. Offensiv mit ihr umzugehen, sie zu benennen und auszuhalten, sicher zu sein also im Umgang mit Unsicherheit – das ist wesentliche Aufgabe und Vorbildfunktion der Führungskräfte in Wirtschaft und Politik in der Situation tiefgreifenden Wandels.